Steckbrief Rennmaus
Bei richtiger Haltung sind Rennmäuse sehr interessante, muntere Tiere.
Mongolische Rennmaus (GERBILS, oft auch falsch WÜSTENSPRINGMÄUSE genannt)
Lateinischer Name: Meriones unguiculatus
Herkunft
Steppengebiete Inner- Asiens, andere Arten auch in Afrika
Lebenserwartung
3-5 Jahre
Fortpflanzung
Rennmäuse sind mit 10 - 12 Wochen geschlechtsreif. Die Weibchen bringen pro Wurf 4 - 5, manchmal bis 10 Junge zur Welt. Ein Rennmauspaar kann bis zu zehn Würfe pro Jahr aufziehen. Solange erwachsene, geschlechtsreife Söhne und Töchter bei ihren Eltern bleiben, pflanzen sich nur die Elterntiere fort. Die Fortpflanzung der Nachkommen wird durch die Eltern unterdrückt. Werden sie aber mit 7-8 Wochen von den Eltern getrennt, müssen sie in gleichgeschlechtlichen Gruppen gehalten werden, wobei sowohl Weibchenals auch Männchengruppen sehr friedlich miteinander leben. Da Rennmäuse sich schnell vermehren und es schwierig ist, wirklich gute Plätze für den Nachwuchs zu finden, ist von der Zucht abzuraten! Von der Kastration oder Vasektomie des Männchens in einem Paar ist abzuraten, da Weibchen unfruchtbare Partner allenfalls angreifen und töten können.
Aktivitätszeit
Rennmäuse sind vor allem dämmerungsaktiv. Wenn sie als Heimtiere gehalten werden, sind sie auch immer wieder am Tag aktiv. Natürliche Lebensart: Rennmäuse leben in großen Familien mit differenzierten sozialen Strukturen. Jungtiere bleiben weit über die Geschlechtsreife bei ihrer Familie, pflanzen sich dabei aber nicht fort, sondern helfen bei der Aufzucht jüngerer Geschwister, bei der Verteidigung des gemeinsamen Territoriums, beim Futtersammeln und dem Erstellen des gemeinsamen unterirdischen Bausystems. Innerhalb der Gruppe leben Rennmäuse friedlich miteinander. Gegen fremde Tiere wird das Territorium massiv verteidigt. Rennmäuse bewohnen selbstgegrabene, riesige Gang- und Höhlensysteme, in denen sie ihre Vorräte lagern und sich im Winter gegenseitig wärmen.
Ernährung
Die handelsüblichen Körnermischungen, welche zum Teil auch tierische Eiweiße enthalten, sollten jeden Tag mit kleinen Stücken Obst und Gemüse wie Äpfeln und Karotten, frischen Wildsämereien, Keimlingen, Katzengras oder Haferrispen ergänzt werden. Falls die Rennmäuse zu dick werden, muss das Körnerfutter, insbesondere die Sonnenblumenkerne, auf täglich einen Teelöffel pro Tier rationiert werden. Als Nagematerial eignen sich frische Äste von ungiftigen und ungespritzten Bäumen wie Tanne, Buche oder Hasel, oder hie und da ein kleines Stück hartes Vollkornbrot. Frisches Wasser muss immer zu Verfügung stehen.
Haltung in der Wohnung
Wenn Rennmäuse als Heimtiere gehalten werden, muss ihnen ein genügend großer und abwechslungsreich eingerichteter Lebensraum zur Verfügung gestellt werden. Sie müssen immer Kontakt zu Artgenossen haben. Die Einzelhaltung von Rennmäusen ist nicht tiergemäß. Es müssen immer mindestens 2 – 3 Tiere zusammen leben können. Am besten eignen sich Wurfgeschwister des gleichen Geschlechtes oder gemischte Gruppen mit kastrierten Männchen. Erwachsene Tiere fremder Würfe sind kaum aneinander zu gewöhnen. Sie bekämpfen sich durch massive Beißereien. Auf keinen Fall dürfen fremde Tiere einfach in einem Käfig zusammengesetzt werden! Mit etwas Geduld können Rennmäuse soweit gezähmt werden, dass sie Futter aus der Hand nehmen. Es ist jedoch nicht zu empfehlen, den Rennmäusen in der Wohnung freien Auslauf zu gewähren. Sie verkriechen sich leicht hinter Möbeln und können kaum mehr eingefangen werden.
Für die Tiere bedeuten solche Aktionen großen Stress und Angst. In einem großen, artgerecht eingerichteten Gehege zeigen Rennmäuse ein interessantes natürliches Verhalten. Der Reiz der Rennmaushaltung liegt darin, die Tiere zu beobachten, wie sie innerhalb ihrer Gruppe miteinander umgehen oder wie sie ihr Bausystem anlegen.
Tiergemäße Haltung
Gitterkäfige, wie sie im Handel angeboten werden, sind für die tiergerechte Haltung von Rennmäusen ungeeignet und zu klein. Das Gehege muss so groß sein, dass dem natürlichen Grabbedürfnis der Tiere Rechnung getragen wird. Rennmäuse sind sehr aktiv. Sie erkunden ihren Lebensraum und graben verzweigte Gänge und Höhlen. Ideal wäre deshalb ein Lebensraum von mehreren Quadratmetern Fläche, welche mit einer mindestens 30cm dicken Einstreu zum Graben versehen ist. In guten Zoofachgeschäften sind Terrarien oder Aquarien aus Glas oder Plexiglas erhältlich, welche zumindest eine Länge von 100 cm, eine Breite von (40 -) 60 cm und eine Höhe von 50 cm aufweisen. Rennmaus-Terrarien können auch aus Holz und Glas selber gebaut werden. Das Gehege sollte so stehen, dass ein kleiner Teil davon während einiger Stunden pro Tag etwas besonnt ist, denn Rennmäuse liegen gerne in der warmen Sonne. Das Terrarium sollte aber zugfrei stehen. Räume, in denen geraucht wird, sind für die Tierhaltung nicht geeignet.
Einrichtung des Terrariums
Das Terrarium wird mit einer geeigneten Einstreu, z.B. einer Mischung aus entstaubten Hobelspänen, Sand, Heu und Strohhäcksel mindestens 30 Zentimeter hoch gefüllt. Zudem wird den Rennmäusen ein Sandbad in einer Schüssel angeboten. Futtergeschirre, Sandbad und Trinkflasche werden an der Seitenwand befestigt oder auf erhöhte Flächen gestellt, da sie sonst eingegraben werden. Als Einrichtungsgegenstände eignen sich Karton- oder Korkröhren, Unterschlüpfe aus Holz sowie Äste. Umgekehrte Keramikfliesen und Steine auf dem Boden des Terrariums helfen, die Krallen abzunutzen.
Achtung: Steine und andere schwere Einrichtungsgegenstände müssen stabil auf den Gehegeboden gestellt werden, bevor die Einstreu eingefüllt wird. Andernfalls kann es passieren, dass die Rennmäuse den Stein untergraben und erdrückt werden. Zur Bereicherung des Alltages soll mehrmals pro Woche frisches Nage- und Baumaterial angeboten werden. Geeignet sind beispielsweise Zweige, langfaseriges Heu und unparfümiertes Klopapier. Die Tiere zerkleinern das Material schnell, verwenden es zum Nestbau oder arbeiten es in die Einstreu ein. Auf diese Art wird die Einstreu auch für den Bau eines Tunnelsystems stabiler. Da Rennmäuse nur sehr wenig Harn absetzen, ist der Reinigungsaufwand für den Käfig sehr gering. Die Einstreu muss nur alle 1-3 Monate gewechselt werden.
Umgang
Die Tiere können mit einer Kartonröhre, welche sie als Unterschlupf akzeptieren, oder mit beiden Händen eingefangen werden.
Achtung: Nicht am Schwanz festhalten, da die Schwanzhaut leicht abreißt.
Du & Rennmäuse
Wenn Rennmäuse in tiergerechten Gehegen gehalten werden, kannst du dich am interessanten, natürlichen Verhalten der munteren Tiere erfreuen. Du kannst beobachten, wie die Rennmäuse miteinander spielen oder wie sich ein Tier entspannt auf die Seite legt, damit ihm ein anderes Mitglied der Familie das Fell putzen kann. Gezähmte Tiere nehmen Futter aus der Hand. Du kannst zuschauen, wie die Rennmäuse Sonnenblumenkerne mit Hilfe ihrer geschickten Vorderpfötchen schälen.
Rennmäuse sind aber keine Kuscheltiere. Sie sind nicht dazu geeignet, von dir herumgetragen zu werden.
Für jede Tierhaltung gilt
Kinder müssen unbedingt von Erwachsenen angeleitet und beaufsichtigt werden. Sie müssen lernen, mit den ihnen anvertrauten Tieren rücksichtsvoll umzugehen und deren Bedürfnisse zu respektieren. Leider kommt es immer wieder vor, dass die Tiere unbemerkt und ohne Absicht in Angst versetzt werden oder dass ihnen die Kinder Schmerzen zufügen.
Ferien: Tiere sollen erst angeschafft werden, wenn die Frage der Betreuung während der Ferien geklärt ist.
Text: Mit Genehmigung von Schweizer Tierschutz (STS) für „Tierschutz macht Schule“.
Kontrolliert durch „Tierschutz macht Schule"-Experte Georg Gaßner. Georg Gaßner ist Autor zahlreicher Ratgeber zum Thema Kleinsäuger.